Mentalkampfkunst
Der Ehrenkodex, der für alle Hwa Rang verbindlich galt, lässt sich auf folgende fünf Regeln reduzieren:
- Sei deinem König treu ergeben
- Gehorche deinen Eltern
- Ehre deine Freunde und vertraue ihnen
- Sei ausdauernd im Kampf
- Nimm niemals ein Leben ohne Grund
Ethik der Kampfkünste
Auszug aus dem Buch der Schwarzgurte
Das Studium der Kampfkünste führt durch den Umgang mit Menschen auch
immer zur Frage der Ethik. Wenn es um diese Frage geht, kann man
zwanzig Personen fragen und erhält mindestens zwanzig
Definitionen. Also fing ich an, mir selber die Frage zu stellen:
Wo fängt man an und wo hört man auf?
In den hiesigen Gefilden wäre ein möglicher Ansatz die 10 Gebote des
Christentums zu nehmen. Ein sehr guter, fester, etablierter und
traditioneller Grundstock, welcher aber zwangsläufig mit dem
westlichen Glauben an die christliche Definition von Gott verknüpft
ist. Für mich aus diesen Gründen und auch aufgrund meiner
Familiengeschichte, ein logisch erscheinender Anfang. Ein Anfang aber
eben auch nur! Der erste, von mir aus auch noch zweite und dritte
Schritt auf einem Weg, dessen Ende ich noch gar nicht absehen kann. Ein
Weg, dessen Ende ich auch noch gar nicht absehen
will. Schließlich und hier kommt schon direkt eine Verknüpfung zu
den östlichen Traditionen: Der Weg ist immer auch ein mögliches Ziel.
Auf eben diesem Weg hat sich bei mir durch ungezählte
Ausbildungen und Unterrichte, gegeben wie erhalten, ein Glaubenssatz
gebildet und gefestigt: Der Glaube ist stärker als der Wille!
Dabei
ist es gar nicht wichtig woran man glaubt, wichtig ist das dieser
Glaube einem Menschen den Halt und die Kraft gibt um
seinen Willen zu bilden und zu forcieren. Somit ist der Glaube
allein schon deswegen stärker weil er die Grundlage und damit die Essenz
bildet. Der Ursprung des Willens ist damit für viele
der Glaube.
Somit gibt es für jeden, wie bei mir auch, oberflächlich betrachtet
individuell aus der Erfahrung geborene und geprägte Gesetze / Gebote /
Grundlagen. Wenn man sich jedoch einmal die Mühe
macht und diese auf der Metaebene sieht, dann ähneln sie sich ab
einem gewissen Betrachtungswinkel und -abstand stark. Subjektiv blieben
dann nur noch die Namen und Bezeichnungen die wir ihnen
geben.
Um den Psychiater und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl frei zu zitieren: (Viktor Emil Frankl (* 26. März 1905 in Wien;
† 2. September 1997 ebenda) war ein österreichischer Neurologe und Psychiater. Er begründete die Logotherapie und
Existenzanalyse („Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“)
Früher reichten die 10 Gebote, doch heute in unserer modernen Zeit bräuchten wir 10000 Gebote um uns Orientierung für die
täglich komplexer werdender Strukturen zu geben. (Noch mal nachlesen in seinem Buch)
Doch um den Bogen zurück zu mir zu schlagen, der sich
persönlich auch intensiv mit Frankl beschäftigt hat – ich glaube an
Kampfkunst! Auch in persönlichen Phasen der vermeintlichen
Orientierungslosigkeit ist sie für mich ein klarer und
unverfälschter Weg, meiner Meinung Ausdruck zu verleihen, meinen Willen
zu finden und zu bündeln. Letztendlich damit meinen
Lebensweg zu definieren und ihm konzentriert zu folgen. Somit
bleiben mir dann auch keine Friktionen!
Doch von welcher Kampfkunst reden wir hier überhaupt? Die, welche
für mich das Alpha und das Omega bildet. Den Anfang und das
vermeintliche Ende meines Kampfkunstweges. Die Kampfkunst die meiner
persönlichen Definition am Nächsten kommt: dem Musado.
Die
Effizienz der Techniken und die Art und Weise, wie diese Kampfkunst es
schafft sich zu entwickeln, den Spagat zwischen
Tradition und Anpassung an die Aktualität der jeweiligen Epoche zu
halten – diese Philosophie ist der Grund für meine Entscheidung! Der
philosophische Kern des Musado ist eingebettet und hat
seinen Ursprung in einem ethischen Kodex. Der buddhistische Mönch
und Kampfkunstexperte Won Kwang Bopsa formulierte im zweiten
nachchristlichen Jahrhundert, in der Silla Dynastie, für koreanische
Krieger einen Ehrenkodex. Seine Definition von Ehre basiert auf dem
Wert dem man Menschen und anderen Grundlegenden Werten beimisst. Ehre
als Grundlage für Ethik, somit der Zwang zu ethischem
Verhalten um seine Ehre zu behalten. Zusammengefasst im sogenannten
Meng Sae. Welcher aus 5 ethischen Prinzipien bzw. Schwüren besteht.
1. Loyalität zu unserem Land
2. Loyalität zu unseren Eltern und Lehrern
3. Vertrauen und Brüderlichkeit gegenüber unseren Freunden
4. Niemals im Angesicht des Feindes zurückweichen
5. Niemals ohne Grund töten
Genau diese Schwüre, der Krieger aus längst vergangener Zeit wurden
in das Musado übernommen und bilden die Grundlage nach der immer noch
aktiv gelebt werden soll und wird.
Der Mann der das Musado nach Deutschland brachte, mein Meister und
Kampfkunstpionier der unvergessene Herbert Grudzenski, formulierte
entsprechend in seinem Lehrbrief über das Musado:
Was ist Musado:
Musado war niemals eine erzieherisch wirkende Kampfsportart, folgt
jedoch einem strengen Ehrenkodex und fordert Disziplin und
Kameradschaft.
Gerade in der unseren schnelllebigen Zeit sind es alte Werte wie diese, welche uns die Möglichkeit geben uns zu besinnen, ausgiebig zu betrachten und dafür Sorge zu tragen, dass wir Menschen immer Menschen und damit auch menschlich bleiben. Für mich persönlich ist dies ein schöner Gedanke.
Andreas Luttropp Mentalkampfkunst